Er geht durch den Wald und durch die Zeit.
Ein Seminar für Menschen, die sich in einem Umgestaltungsprozess befinden.
Einschneidende Lebensveränderungen machen Angst und einsam. Durch das Nadelöhr des Schicksals können wir nur alleine gehen. Selbst die nächsten Menschen müssen einen Schritt zurücktreten, während sie uns begleiten. In solchen Augenblicken haben wir die Wahl, uns klein und eng zu machen, oder - im Geschehen - weit zu werden. Und immer noch weiter zu werden, um zu erkennen, dass wir Teil einer Ganzheit sind, unverlierbar in ihr geborgen. Krisen und Veränderungen jeder Art folgen diesen Gesetzen und tragen in sich die Chance der Ganzwerdung.
Rainer Maria Rilke hat Worte dafür gefunden:
Der Schauende
Ich sehe den Bäumen die Stürme an,
die aus laugewordenen Tagen
an meine ängstlichen Fenster schlagen,
und höre die Fernen Dinge sagen,
die ich nicht ohne Freund ertragen,
nicht ohne Schwester lieben kann.
Da geht der Sturm, ein Umgestalter,
geht durch den Wald und durch die Zeit,
und alles ist wie ohne Alter:
die Landschaft wie ein Vers im Psalter,
ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.
Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen,
wir würden weit und namenlos.
Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
Das ist der Engel, der den Ringern
des Alten Testaments erschien:
Wenn seiner Widersacher Sehnen
im Kampfe sich metallen dehnen,
fühlt er sie unter seinen Fingern
wie Saiten tiefer Melodien.
Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich wie formend an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein.
Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
Von immer Größerem zu sein.
Die Teilnehmer:innen des Seminars sind gebeten, als Vorbereitung dieses Gedicht immer wieder zu lesen, bis Sie wissen, in welchen Worten, in welchen Zeilen Sie sich wiederfinden. Mit Hilfe der Systemischen Aufstellungsarbeit werden wir Ihre Worte oder Zeilen im Raum zur Sprache bringen und über Rilke Ihre persönliche Geschichte vor dem Hintergrund des „immer Größeren“ beleuchten. Dieser Geschichte, die in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft liegen kann, in Ihrem Bewusstsein einen befreiten Platz zu geben, ist das Ziel.
Wir beginnen den Tag mit Feldenkraisübungen, um uns für die Aufstellungsarbeit zu öffnen.
Termin:
7. bis 9. März 2025
Eine durchgehende Anwesenheit ist aus gruppendynamischen Gründen Voraussetzung.
Ort:
Schweiz (Zürich)
Zeiten:
Fr: 14:00 Uhr - open end
Sa: 10:00 Uhr bis ca. 19:30 Uhr (mit Mittagspause)
So: 10:00 Uhr bis ca. 14:00 Uhr
Kosten:
TN mit Anliegen: 530,00 €/CHF
TN ohne Anliegen: 390,00 €/CHF
Anmeldung:
[email protected]
phone: +41 77 261 0715