Im Antlitz des Bösen – Ich weinte die Tränen der Mörder und fand das Licht

Liebe Leserinnen und Leser!
Das Buch, das Sie jetzt zu lesen beginnen, ist kein leichter Stoff. Es gibt Stellen, an denen ich Sie mitnehme in die tiefsten Dunkelheiten des Menschseins. Bitte schrecken Sie nicht zurück, es wird wieder hell und zwar heller als zuvor. Gerne würde ich die Erfahrungen, die ich gemacht habe und die mein Leben verändert haben, mit Ihnen teilen.
Ich wusste nicht, was auf mich zukommen wird, als ich dieses Buch zu planen und zu schreiben begann. Ich bin in der Dunkelheit beinahe verloren gegangen. Was mich gerettet hat, war die schlagartige Erkenntnis, dass diese Dunkelheit in ihrer ganzen Fülle auch in mir lebt, als Potenzial, an dem ich – über das kollektive Unbewusste – Anteil habe. Theoretisch war mir das klar, aber es in der gelebten Wucht in mir zuzulassen, das war neu. Ein Wort hat mich gerettet – vielleicht ist es eines der wichtigsten Worte der menschlichen Sprache: das Wort heißt

WIR.

Wenn ich wahrhaftig sagen kann »WIR zerstören, WIR foltern und töten und WIR werden gefoltert und getötet«, dann bin ich in Kontakt mit der so oft verleugneten dunklen Hälfte unseres Bewusstseins. Erst dann bin ich ganz. Ich kann hinausgehen, mit weit offenem Herzen und mit Tätern und Opfern sprechen und weinen, ohne verurteilen und ausschließen zu müssen.
WIR haben genauso Anteil an der hellen Seite des menschlichen Bewusstseins und diese helle Seite wird reich und weit, wenn sie gelernt hat, die Dunkelheit zu umarmen. Ich habe erfahren,
dass diese Umarmung erst dann wirklich in uns verankert ist, wenn wir in die tiefste Dunkelheit gehen, JA dazu sagen und das WIR von ganzem Herzen meinen.
Erst dann sind wir als Menschen frei. Das Geschenk dieses Weges ist, dass wir die bewegte Gegenwart, in der wir leben, ohne Angst und Abwehr annehmen und für uns kreativ gestalten können. So wird eine schwierige Zeit zu einem fruchtbaren Abenteuer.

Noch ein paar Worte:
Es ist meine tiefste Überzeugung, dass alles was lebt, aus der Liebe des Universums geboren ist. Diese Liebe ist allgegenwärtig und hält uns in ihren Armen, gleichgültig wer wir sind und was wir tun in und mit unserem Leben. Sie ist der goldene Hintergrund alles Geschaffenen, vor dem sich, wie in der byzantinischen Malerei, das Leben entfaltet und bewegt. Diese Liebe ist unwandelbar und unzerstörbar.
Ich schreibe dieses Buch im Bewusstsein dieser Liebe und alle meine Gedanken und Worte sind von dem goldenen Hintergrund getragen.
Alles, was ich schreibe, ist meine ganz persönliche Überzeugung, die ich niemandem aufzwingen will. Ich kann nicht anders, als aus meiner sehr persönlichen Lebenssicht und Lebenserfahrung
zu schreiben. Es ist mir bewusst, dass ich meinen Leserinnen und Lesern damit einiges zumute.

Ich arbeite als Psychotherapeutin vor allem mit der Methode der Systemischen Aufstellung. Sie gibt mir die Möglichkeit, manches besser zu verstehen. In diesem Buch werde ich immer wieder Szenen und Erfahrungen mit dieser Arbeit als kostbare Unterstützung auf meinem suchenden Weg einflechten.